In diesem Text nehme ich dich mit in mein Erleben von Selbstsabotage. Und ich teile, was mir hilft, mich liebevoll selbst an die Hand zu nehmen – statt mich ständig selbst auszubremsen.
Vor etwa einem Jahr lag ich abends auf der Couch und schob beständig kleine, salzige Erdnüsse in meinen Mund. Eine nach der anderen, gleichmäßig, schnell und ohne zu zögern. Während ich das tat, erklärte ich meinem Partner unter Tränen, dass ich gar nicht essen möchte, dass ich wusste, wie schlecht es meiner Verdauung danach gehen würde, dass es sich aber wie ein Zwang anfühle, gegen den ich nichts unternehmen könne.
Solche Situationen erlebte ich täglich: kleine Handlungen, unbewusst, unbedacht, wie nebenbei. Oft merkte ich erst hinterher, was geschehen war. Hier doch noch die zweite Portion auf den Teller geladen, dort am Nachmittag wie nebenbei einen Energy-Drink geöffnet. Abends ohne Überlegung „Ja“ gesagt zum angebotenen Glas Wein und dann noch in die Chips-Schüssel gegriffen. Genauso bemerkte ich am Ende des Tages die vielen kleinen Unterlassungen – doch kein Sport gemacht, doch wieder nicht geschafft, früh ins Bett zu gehen, um dann doch noch eine Stunde ins Handy zu starren.
Bei jeder einzelnen Handlung und Unterlassung wusste mein Verstand, dass sie mir nicht guttaten, und verurteilte mich dafür aufs Härteste. Mein Körper schrie mich längst an und versuchte mir zu zeigen, wie sehr ich mir damit schadete. Er bombardierte mich regelrecht mit Symptomen: Kopfschmerzen, Verdauungsbeschwerden, permanente Müdigkeit, häufige Infekte, Stimmungsschwankungen, Brain Fog.
Und so schleppte ich mich jahrelang durch jeden einzelnen Tag meines Lebens.
Wenn nun mein Körper so sehr schreit und mein Verstand ihn zumindest hören kann (auch wenn er vielleicht nicht genau versteht, was er sagt), wer steht dann zwischen beiden und verhindert die so sehr gewünschte Veränderung?
Für diesen bestimmenden Part in mir, der die Veränderung verhindert, gibt es viele verschiedene Namen: das Nervensystem, innere Anteile, Konditionierungen, Glaubenssätze, das innere Kind. Alle meinen sie jenes unbewusst ablaufende System, das einzig und allein dazu da ist, mich am Leben zu erhalten. Dieses System hat eine unfassbar wichtige Aufgabe: das Überleben. Es ist unser Beschützer, unser Wächter über Leben und Tod. Und dem System ist es völlig egal, auf welche Weise es das schafft.
Eine der wichtigsten Eigenschaften dieses Systems ist es, sich zu merken, wenn eine Strategie aufgegangen ist, und sie dann immer und immer wieder anzuwenden. Eine andere Eigenschaft ist es allerdings auch, sich nicht mit dem Körper und dem mentalen Wohlbefinden abzusprechen. Denn nur weil wir mit einer bestimmten Strategie eine Situation überleben, heißt das nicht, dass unser Verhalten in dem entsprechenden Moment funktional oder gesund für unsere persönlichen Absichten war.
Ein paar Monate nach diesem Abend auf der Couch meldete ich mich bei einem wundervollen, ganzheitlich aufgestellten Online-Gesundheitsprogramm an, das gleichermaßen Ernährung, Emotionen und das Nervensystem berücksichtigte. Neben viel Wissen, das vermittelt wurde, wurden im Laufe der Zusammenarbeit auch veränderte Verhaltensweisen vorgeschlagen.
Bei einem Video über gesunde Ernährung wurde empfohlen, bestimmte Lebensmittel für eine Weile aus dem Alltag zu streichen. Plötzlich spürte ich bei genau diesem Video einen riesigen Widerstand in mir. In mir tobte ein wilder Gefühlssturm aus Wut, Angst und Abneigung. Mir schoss der Gedanke durch den Kopf: „Nein, auf keinen Fall, dann kann ich ja gar nicht mehr …“
Da hielt ich plötzlich inne und fragte mich selbst zum ersten Mal: Ja, was dann? Was denke ich, würde passieren, wenn ich bestimmte Lebensmittel nicht mehr zu mir nehme? Warum fühle ich mich gerade wie ein bockiges Kind, das sich auf den Boden werfen und nach seinen Chips schreien will?
Damals stellte ich meinem Gegenüber und mir selbst immer wieder die Frage: Warum kann ich nicht aufhören mit diesen Handlungen, von denen ich weiß, wie ungesund sie für mich sind? Heute weiß ich, es war die falsche Frage. Sie lautet nicht WARUM, sondern WOZU? Wozu dient es mir, mir jeden Abend auf der Couch mit Alkohol und fettigen Snacks die Gesundheit zu verderben?
Die große übergeordnete Antwort lautet: Sicherheit. Überleben. Und gleichzeitig über eine Hintertür meine Bedürfnisse zu erfüllen, wo sie durch Konditionierungen, innere Anteile, das innere Kind (also das System selbst) blockiert werden. Ich sabotiere mich also nicht nur selbst, sondern auch dieses Überlebenssystem sabotiert und repariert sich permanent selbst, weil es nicht gelernt hat, die Überlebensstrategien aufeinander abzustimmen.
Ich machte mich also auf die Suche nach dem großen WOZU und fand verschiedene Dynamiken, Anteile und Konditionierungen. Mit jeder aufgedeckten Strategie konnte ich eine Schicht tiefer gehen, die nächste Ebene erkennen und dem Kern immer näher kommen.
Diese Anteile zu entdecken, sie kennenzulernen und zu verstehen, war ein langer und schmerzhafter Prozess. Ich musste viele Widerstände hinterfragen und alten Gefühlen Raum geben, damit sie sich endgültig verabschieden konnten.
Denn wenn wir unseren Anteilen keinen Raum geben, werden sie unseren Verstand weiter bekämpfen. Sie werden immer weiter hartnäckig und verbissen für unser Überleben lämpfen.
Erzählt der Verstand diesen Beschützern, wie wir uns eigentlich verhalten sollten, empfinden sie dies als größte Gefahr.
Heute habe ich meinen Weg gefunden, um mit diesen Situationen der sogenannten Sabotage umzugehen. An diesem Punkt im Prozess erkannte ich längst, dass es sich nicht um Sabotage handelt, sondern um ein wichtiges System aus Beschützern und Helfern, Versorgern und Aufpassern, die mein Überleben sichern wollen.
Und genau da beginnt die Arbeit:
All das mündet in Eigenverantwortung. Denn erst wenn ich lerne, für meinen Körper, meine Gefühle, mein Handeln und meine emotionalen Zustände Verantwortung zu übernehmen, habe ich die Macht, bewusst über mein Handeln zu entscheiden und meinen Weg aus diesen Handlungsweisen zu finden.
Wenn du spürst, dass in dir der Wunsch wächst, deine eigenen Schutzmechanismen liebevoll zu erkennen und aufzulösen, dann begleite ich dich gerne auf diesem Weg.
In einem geschützten Raum, mit Achtsamkeit und Mitgefühl, halte ich dir als Coach den Raum für deine Entfaltung.
Schreib mir gern – ich freue mich darauf, dich ein Stück auf deinem Weg zu begleiten. 🧡